Warum wird Vertrauen benötigt?
Für das Zustandekommen eines Vertrages ist das gegenseitig empfundene Vertrauen unter den Beteiligten ein entscheidender Faktor. In einem Unternehmen ist die Vertrauensbildung ein Bestandteil des Risikomanagements. Hier wird in einem strukturierten Prozess anhand formaler Kriterien über das Vorliegen hinreichender Vertrauenswürdigkeit potentieller Vertragspartner entschieden. Nur wenn diese als ausreichend bewertet wird, kann überhaupt eine erfolgreiche Geschäftsbeziehung aufgebaut werden. Doch wie lässt sich Vertrauen schaffen, wenn die Geschäftsbeziehung durch Softwareagenten aufgebaut wird? Im »Industrie 4.0 Recht-Testbed« werden geschäftliche, juristische und sicherheitstechnische Anforderungen an die Vertrauensbildung im Kontext automatisierter Prozessabläufe geklärt.
Seit Januar 2021 gehört zu den Forschungsschwerpunkten des Recht-Testbeds ebenfalls das automatisierte Vertrauensmanagement. Wie lässt sich Vertrauen greifbar machen und automatisiert bewältigen?
Die relevanten Informationen über mögliche Vertragspartner, die Aufschluss über deren Vertrauenswürdigkeit geben, werden in sogenannten Vertrauenswürdigkeitsprofilen hinterlegt.
Um die Informationen zu verarbeiten, bewerten und darüber hinaus Handlungen abzuleiten, braucht es eine Software, die Vertrauen eigenständig verwaltet: Vertrauensagenten.
Durch die Integration von Vertrauenswürdigkeitsprofilen sowie Vertrauensagenten lässt sich Vertrauensmanagement automatisiert bewältigen.
Was sind Vertrauensagenten?
Informationen allein reichen nicht aus, um eine vollständig automatisierte Vertragsverhandlung in die Wege zu leiten oder durchzuführen. Hier greift das Konzept der Vertrauensagenten in Form einer Software, die Vertrauen eigenständig verwaltet. Die Verwaltung von Vertrauen umfasst verschiedene Aspekte:
- Informationsbeschaffung
- Bewertung der Informationen
- Ableitung von Handlungsempfehlungen auf Basis der Bewertung
Entscheidend für den Erfolg in der Praxis ist die reibungslose Integration von Vertrauenswürdigkeitsprofilen und Vertrauensagenten in das automatisierte Vertragsmanagement.
Wie kann Vertrauen gebildet werden?
Vertrauenswürdigkeit bewerten:
Beurteilung der Vertrauenswürdigkeit auf Grundlage der abgefragten Informationen.
Vertrauensbildende Informationen suchen:
Passt das Vertrauenswürdigkeitsprofil zu meinen Anforderungen?
Vertrauen bereitstellen:
Profil zur Vertrauenswürdigkeit erstellen und veröffentlichen.
Vertrauen im Recht-Testbed
Mit der Automatisierung von Geschäftsprozessen in der Industrie 4.0 entsteht das Bedürfnis, auch die Vertrauensbildung so zu automatisieren, dass die erzielten Ergebnisse unmittelbar in die automatisierte Aushandlung von Verträgen einbezogen werden können. Durch die Erweiterung des Forschungsprojekts um den vorvertraglichen Aspekt der Vertrauensbildung zwischen (sich unbekannten) maschinellen Akteuren, gewinnt das Recht-Testbed eine weitere, wertvolle Komponente.